Ich habe die Übertragungen zum Großen Preis von Großbritannien in Silverstone vom 1. - 3. Juli sowohl auf Sky Sport F1 als auch auf RTL gesehen. Die Frage, welchen Sender und welches Moderatorenteam man bevorzugt, bleibt meines Erachtens eine Frage des persönlichen Geschmacks; objektiv betrachtet erschien aber keiner der Kommentatoren im Verhältnis zu den anderen so überragend oder so schlecht, daß seine Glorifizierung oder Diskreditierung angebracht wäre.
In den Boxenfunk wurde weder bei Sky noch bei RTL hineingesprochen. RTL übersetzte ihn meist wörtlicher, Sky faßte ihn eher mit eigenen Worten zusammen.
Das von @DeziByte angesprochene Schwertun Hardenackes mit dem th-Laut ["Der Peter Hardenacke könnte langsam mal das englische "th" lernen. Das ist kein S!"] verblaßt zur Fußnote im Vergleich zu Heiko Waßers gar nicht erst aufgenommenem Kampf mit dem "th", an diesem Wochenende besonders gut zu hören, als er einen englischen Liedtitel nannte.
RTL verzichtete auf seine vormals oft praktizierte Anbiederung gegenüber anwesenden "Prominenten". Kai Ebel, wegen der Einfallslosigkeit seiner Fragen früher nicht nur einmal von Michael Schumacher öffentlich vorgeführt (was mir nie gefallen hat), stellte durchdachte Fragen. Florian König und Christian Danner bewegten sich auf ihrem üblichen, hohen Niveau. Danner mit seinen profunden Kenntnissen speziell zur Fahrphysik und Fahrzeugsicherheit hat bei Sky meiner Meinung nach keine gleichartige Entsprechung.
Während Sky (als Pay-TV-Sender) das Rennen werbefrei ausstrahlte, kamen bei RTL zu den rund 18 Minuten Vollwerbung noch 4 Minuten Splitscreen-Werbung hinzu. Da RTL sich anmaßt, das Vorspulen aufgenommener Sendungen technisch zu unterbinden, kann darin enthaltene Werbung nicht übersprungen werden, was sich im Nachhinein aber als Glücksfall entpuppte, sonst hätte ich den mindestens dreimal eingespielten und ideal auf die Interessen von F1-Zuschauern abgestimmten Spot über Windeln, die Inkontinenz-geplagte Damen gehobenen Alters nun wieder glücklich ihre joggingbehosten Hintern in die Kamera recken lassen, verpaßt; gerne hätte ich diese Werbung noch öfter genossen und war entsprechend verärgert, als in der nächsten Werbepause stattdessen eine andere Firma ihre Produkte präsentierte (irgendwas mit Sky und WOW und Entertainment oder so).
Gemäß Motorsport-Total.com war das Rennen in Silverstone 2022 "eins der spektakulärsten und kontroversesten Formel-1-Rennen der vergangenen Jahre". Für meinen Geschmack hat der Kommentierstil von Sascha Roos und Timo Glock dem in perfekter Weise Rechnung getragen, weitaus angemessener und mitreißender als die bedächtigere Art von Waßer/Danner; diese persönliche Bewertung sah ich bei jeder der zahlreichen Schlüsselszenen dieses Rennens aufs Neue bestätigt: Die sich rasch immer wieder neu aufbauende Renndynamik, der zeitgleich dynamisch lauter werdende und schneller sprechende Sascha Roos, die jubelnden oder betroffen aufschreienden Zuschauer im Hintergrund: Kein Drehbuchautor hätte das besser in Szene setzen können: Danke an Sky für diese in allen Punkten überzeugende Übertragung.
Heiko Waßer hat mindestens einmal die Orientierung verloren und wirkte ohne seine Notizen ["Wo ist die Reifenliste?"] einmal fast hilflos. War das relevant bei den Hunderten von Szenen, die ein Moderator im Verlauf eines Rennwochenendes zu beobachten, analysieren und kommentieren hat? Hat das mein Zuschauererlebnis geschmälert? Nein. Wie gut, wenn man dieselben Maßstäbe für alle Kommentatoren anlegt, unabhängig davon, wen man persönlich vorzieht.
